Liebe(s) und der nervige Kummer
Ich möchte euch von Anna (fiktiver Name) erzählen. Anna ist eine wundervolle (hochsensible) Freundin von mir. Clever, attraktiv, und definitiv nicht auf den Mund gefallen. Wir sitzen zusammen in der Küche bei einem Glas Rotwein und hören Chris Martin zu, wie er seinen eigenen Schmerz in herzzerreißenden Liedern verpackt. Anna hat ihren Freund verlassen, den sie nach eigenen Angaben wahnsinnig liebt und trotzdem keine Hoffnung mehr auf eine gemeinsame Zukunft sah. Sie weint, trauert um die vergangene Zeit, den Verlust ihres Liebespartners und um die gestorbene Hoffnung. Mit verweinten Augen und einem zerknüllten Taschentuch in der Hand fragt sie mich „Wann hört dieser unglaubliche Schmerz auf?“ „Werde ich jemals wieder so lieben können?“ „Warum passiert mir das?“ „Wann höre ich endlich auf von ihm zu träumen?“.
Wahrscheinlich kennt (fast) jeder diese oder ähnliche Situationen. Ein Faktor ist dabei allerdings besonders, der Tag der Trennung ist weder eine Woche noch einen Monat her, nein, es ist vor über einem Jahr passiert. Und doch erlebt Anna diesen Schmerz wie am ersten Tag und zwar jeden Tag. Ich kenne dieses Gefühl ganz genau und es erinnert mich an Bill Murray aus dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Bitte, versteht mich nicht falsch, Menschen, die sich zu den Nicht-Hochsensiblen zählen, können ebenfalls für eine lange Zeit großen Kummer und Schmerz erleben. Im Bezug auf hochsensible Persönlichkeiten fallen mir jedoch folgende Überschneidungen auf:
1. Hochsensible leiden stark unter seelischen und körperlichen Schmerzen, die der Verlust eines geliebten Menschen auslöst.
2. Der allgemeine Verarbeitungsprozess dauert länger als bei Nicht-Hochsensiblen.
3. Die Angst vor dem wiederholten Erleben dieses Schmerzes ist so zeitweise so groß, dass das Einlassen auf eine neue Beziehung schwer fällt.
4. Die Schuld an dem Scheitern einer Beziehung wird zunächst bei der eigenen Person gesucht.
Ich würde Anna wünschen, dass sie diesen Schmerz nicht erleben müsste und wenn es schon sein muss, dass er bald vorbei ist. Ich wünsche Anna, dass sie wieder Vertrauen fasst in sich und andere. Ich wünsche ihr, dass sie sich und ihren Gefühlen gegenüber Mitgefühl und Akzeptanz entgegenbringen kann. Als Freundin, die eine wundervolle Anna vor sich sitzen hat, sage ich aber auch: „Es ist, schön dass wir Hochsensible so intensiv fühlen und lieben können, aber manchmal ist es einfach nur anstrengend und nicht zu gebrauchen!